Der einfache, aus einem Stück gefertigte Bogen ist für mich Symbol einer von der Magie des Wesentlichen erfüllten Welt, die heute vielerorts auf dem Rückzug ist.
Seit 17 Jahren bin ich mit dem Thema Bogenbau intensiv beschäftigt und kehre dabei immer wieder zu dieser ursprünglichsten aller Formen des Bogens und damit zugleich auch zum Ursprung meiner
Faszination am Bogen zurück.
Für den ungeübten Betrachter unterscheidet diese wenig von einem besonders fanatisch glattgeschliffenen Stock - und doch offenbaren sich in ihr ein höchstes Maß an subtiler Balance und
Kraftverteilung.
Den einfachen Stock durch gezieltes Bearbeiten in einen Gegenstand zu verwandeln, der in seiner Schlichtheit die Grenzen des physikalisch Möglichen zu sprengen scheint, ist eine Gratwanderung
zwischen Erfolg und Scheitern, die mich immer wieder fasziniert. Es ist nur wenig, was den Ausdruck höchster Balance und konzentrierter Poesie der von Energie erfüllten Form vom Stock als gebrochenen
trennt.
Dieses Wenige läßt sich nicht erzwingen oder gar in einen genormten Vorgang verwandeln. Nur Geduld und von Zeitlosigkeit geprägter Respekt vor dem gewachsenen Material helfen weiter. Der Stock lügt
nicht und läßt sich nicht durch Abkürzungen überlisten. Immer wieder wirft er uns auf uns selbst zurück und fordert Geduld ein. Und so wird der einfache Bogen zum Symbol für Tugenden, die durch die
Schattenbilder einer immer effizienter, produktiver und hektischer sich um sich selbst drehenden Menschenwelt hindurch ins Wesen des Magischen und Ursprünglichen weisen.
Der von ihm abgeschossene Pfeil überbrückt, vogelgleich, unsere Abgründe und kehrt, in der Ästhetik seiner Flugbahn, erlöst und voll Leichtigkeit zu Mutter Erde zurück....