Horn-Kompositbögen
Horn-Kompositbögen gehören sicherlich mit zu dem Faszinierendsten, was die Geschichte des Bogenbaues hervorgebracht hat.
Die hochbelastbaren Wurfarme dieser Bögen bestehen aus einer Kombination von Tiersehne, Holz und Horn, die unter Verwendung organischer Leime wie Haut- und Fischblasenleim miteinander verbunden werden.
Auf Grund ihrer zum Teil sehr kurzen Bauweise wurden viele dieser Bögen mit dem Daumenring geschossen. Prinzipiell sind leicht in der Länge angepaßte Bögen aber auch ohne weiteres mit mediterranem Ablaß schießbar.
Die Feuchtigkeitsempfindlichkeit der in diesen Bögen verwendeten Materialien und Leime macht diese Bögen wetterfühlig. In der kalten Jahreszeit steigen Zuggewicht und Leistung, in der warmen Jahreszeit, besonders bei schwül warmem Wetter, werden die Bögen weicher. Dennoch sind diese Bögen problemlos für ein paar Stunden selbst bei feuchtem Wetter oder gar Regen verwendbar, solange sie angemessen imprägniert sind und sich im Anschluß im Trockenen wieder "erholen" dürfen.
Horn-Kompositbögen sind definitiv nur etwas für Schützen, die bereit sind, sich mit der Thematik eingehender auseinanderzusetzen. Dafür belohnen sie mit einem Auszugs- und Wurfverhalten, wie sie bei kaum einem anderen Bogentyp anzutreffen sind.
Die Zuggewichte der historischen Originale waren für heutige Verhältnisse sehr hoch. Mitunter hatten die Bögen über 100 lb. Die Erfahrung durch Nachbauten hat gezeigt, dass Bögen in höheren Zuggewichtsbereichen leichter zu stabilisieren sind. Bögen mit Zuggewichten deutlich unter 45 lb sind oftmals gerade bei warmem Wetter nicht ganz so formtreu. Allerdings ist das von Bogenform zu Bogenform etwas unterschiedlich. Wer sich für die Bogenformen der früheren Horn-Kompositbögen interessiert, aber weniger als 40 lb Zuggewicht benötigt, ist daher meistens mit einem Sehnenbambus-Bogen besser beraten
Sehnen-Bambusbögen
Bei meinen Versuchen, die Zuggewichtsuntergrenze auszuloten, bis zu der die Hornkompositbauweise noch sinnvoll ist, bin ich auf eine alternative Materialkombination gestoßen, die schon im alten China für den Bau von Trainingsbögen verwendet wurde: Bambus und Tiersehne.
Bögen in der dreilagigen Hornkompositbauweise Sehne, Holz und Horn werden in Zuggewichtsbereichen unter 40 lb bei wärmeren Wetterlagen tendenziell sehr instabil und anfällig für Verformungen der Wurfarme.
Bambus verhält sich im Vergleich wesentlich formtreuer und gleichzeitig druckfest genug, um die bei ähnlich kurzer Bauweise auftretenden Kräfte aufzunehmen, solange die Wurfarme nicht zu dick werden. Der zweilagige Aufbau erlaubt es, bei entsprechend breiten Wurfarmen, Bögen mit Zuggewichten bis zu 40 lb und sogar auch mehr zu bauen.
Interessant sind diese Bögen deshalb für Schützen, die einen kurzen Bogen unter 40 lb mit weichem Auszugsverhalten schießen möchen. Aber auch für Schützen, die einen leichten bis mittelstarken Trainingsbogen aus Naturmaterial zum Erlernen der Daumentechnik suchen.
Wie die deutlich aufwendiger zu bauenden Hornkompositbögen sind Sehnenbambusbögen wetterfühlig. Der Sehnenbelag reagiert auf Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsschwankungen, so dass die Bögen bei kaltem Wetter ein höheres Zuggewicht haben als bei warmem Wetter.
Die Sehnenbambusbögen sind ausschließlich mit Hautleim verarbeitet, d.h. für ihren Bau ist keine Verwendung umweltschädlicher Kleber oder Leime erforderlich.















